In unserer Partnerstadt Ouistreham fanden vom 20. - 22.05.04 die Feierlichkeiten zum 50jährigem Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Braine L'Alleud und die Gedenkfeier aus Anlass des 60. Jahrestages der Landung der Alliierten in der Normandie statt. Dazu war eine Delegation aus Lohr a. Main eingeladen.

 

Stimme der Freiheit erklang für alle

Delegationen aus Partnerstädten Lohr, Braine l'Alleud und Angmering bei den Friedensfeiern in Ouistreham

Lohr/Ouistreham. Heuer vor 60 Jahren landeten Engländer, Amerikaner und Kanadier an der Küste der Normandie, um die Westfront aufzubauen. Lohrs französische Partnerstadt Ouistreham war mit dem englischen Abschnitt Sword unmittelbar betroffen. Zeugnisse der größten Offensive des Zweiten Weltkriegs sind dort noch zahlreich zu sehen.

Die Alliierten feiern jedes Jahr am 6. Juni die verlust-, aber erfolgreiche Landung. Dieses Jahr wird an der gesamten Landungsküste einer insgesamt fast 60-jährigen Friedenszeit gedacht mit Konzerten, Ausstellungen, Festen und Feuerwerken.

Zu einem solchen Festakt hatte jetzt Ouistreham seine Partnerstädte Braine l'Alleud (Belgien), Angmering (England) und Lohr eingeladen. Zugleich wurde die 50-jährige Partnerschaft mit Braine l'Alleud begangen.

Freiheit als neues Gut

Aus Lohr reiste eine 42-köpfige Delegation an mit Bürgermeister, Stadträten, Mitgliedern des Partnerschaftsvereins und des Vhs-Kammerchors und interessierten Bürgern.

Morgens begann die Gedenkfeier am Mémorial du 6 Juin, dem Ehrenmal am Landungsstrand auf einer ehemaligen deutschen Geschützstellung.


Ouistrehams Bürgermeister André Ledran erinnerte »an diejenigen, die hier gekämpft haben und an den Stränden von Riva Bella vor 60 Jahren gestorben sind«. An diesem erholsamen Strand mit ruhigem Wasser war das Angriffskommando Kieffer gelandet.

Bürgermeister Siegfried Selinger bemerkte, dass mit der Befreiung des eigenen Vaterlandes auch Deutschland befreit wurde und dass »mit der Freiheit ein neues Gut nach Europa kam , das sich im Wunsch nach Versöhnung und dauerhaftem Frieden ausdrückte. Die europäische Einigung und fast 60 Jahre Frieden waren die Folge«.

Bürgermeister Vincent Scourneau von Braine l'Alleud, das mit Waterloo auf seiner Gemarkung eines der größten Schlachtfelder Europas besitzt, erinnerte daran, wie aus der Feindschaft mit Napoleon eine dauerhafte Freundschaft zu Frankreich wurde.
 

 

Tanz bis in den Morgen

Am Nachmittag folgte der Festakt zum Jubiläum der Partnerschaft zwischen Braine l'Alleud und Ouistreham in der Grange aux Dîmes. Der belgische Bürgermeister überreichte dem Ouistrehamer das neueste Buch über Waterloo. Dort wird schon die Feier zum 200. Gedenken an die Niederlage Napoleons vorbereitet. Mit Tausenden Akteuren, Pferden und Kriegsgerät wird die Schlacht vom Juni 1815 nachgestellt.

 

Der Freitag war gemeinsamer Ausflugstag zum Mont Saint Michel, der großartigen Klosterburg und Wallfahrtsort der Normandie.

Das viele Treppensteigen macht natürlich durstig.
 
 

 

Am Abend zeigte die Big Band der Musikschule von Ouistreham ihr Können mit einem Konzert »Swing des années 40« Von Duke Ellington bis Glenn Miller fehlte hier nichts von den eingängigen Melodien der Vierziger.

Großes Friedenskonzert

Am Samstag folgte das große »Concert Paix et Mémoire 60 anniversaire du débarquement de Normandie«, das Friedenskonzert zum 60. Jahrestag der Landung, mit dem Kinderchor der Ouistreahamer Musikschule, den gemischten Chören aus Braine l'Alleud und Angmering dem großen Chor von Ouistreham und dem verstärkten Kammerchor der Volkshochschule Lohr.

 


Hauptbestandteil war die Premiere »Je suis l'homme, the man, der Mann«. Es handelt sich dabei um eine moderne Komposition von Norbert Ott mit großem klassischem Orchester, den gemischten Chören und dem Kinderchor geschickt zur Festhalle umfunktionierten neuen Turnhalle von Ouistreham.

Acht Monate probte der Ouistrehamer Chor die schwierige Partitur. Ein Orchester aus Musiklehrern und Schülern begleitete souverän. Die Besucher konnten sehen, zu welchen Leistungen die 60-Jahr-Feiern beflügeln.

Im zweiten Teil der Feier kamen die großen »Chansons des années 40«. Die Palette reichte von Edith Piafs »La romance de Paris« bis Lilly Marleen. Den Abschluss bildete Fleur de Paris als Ausdruck der Freude über die Befreiung von Paris.


Den gelungenen Abschluss des Tages und der Feiern bildete die »Soirée Dansante - Anneés 40«. Hier trat die Big Band wieder auf mit den Jazz-Klassikern der vierziger Jahre. Bis früh morgens wurde getanzt.

Geschickt umgegangen

Die Ouistrehamer zeigten wieder einmal, dass sie nicht nur hervorragend feiern können, sondern auch geschickt mit schwierigen Dingen umgehen können.

Unbeeindruckt von manchmal fragwürdiger Heldenverehrung, die an der Landungsküste durchaus betrieben wird, kamen sie auf den Kern und ließen sie kraftvoll erklingen im Jahr 2004: Voix de Liberté - die Stimme der Freiheit.

Der Besuch und die Begegnung zu diesem Termin haben besonders dazu beigetragen, das freundschaftliche Band zwischen Lohr und Ouistreham zu festigen. Auch die Gastfreundschaft der Normannen war wieder einmal überwältigend. Das Friedenskonzert und der Besuch werden den Lohrern in sehr guter Erinnerung bleiben. Meinrad Amrhein