800 Bratwürste reichten nicht aus
Rauschende Feier zum fünfjährigen
Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Lohr und Milicz
MILICZ/LOHR Seit nunmehr fünf Jahren
verbindet die Städte Lohr und Milicz eine offizielle Partnerschaft. Am
Wochenende wurde das kleine Jubiläum in der polnischen Stadt gebührend
gefeiert. Bei einem Festakt im Rathaus von Milicz bezeichneten alle
Redner die Städtepartnerschaft als eine einzige Erfolgsgeschichte.
Die freundschaftlichen Beziehungen
zwischen Milicz und Lohr auf allen gesellschaftlichen Ebenen seien ein
Beleg für das Zusammenwachsen eines geeinten Europas und gleichzeitig
ein wichtiger Beitrag für ein friedliches Miteinander in der Zukunft.
Vor rund 100 deutschen und polnischen Gästen im Festsaal des Miliczer
Rathauses herrschte am Samstagmittag bei allen Rednern große Freude über
die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre.
Ryszard Mieloch, der Bürgermeister von der rund 13 000 Einwohner
zählenden Stadt Milicz, gestand, dass vor fünf Jahren keiner gedacht
hätte, dass sich die aus Kontakten zwischen Forstleuten resultierende
Städtepartnerschaft dermaßen positiv entwickeln würde. Mittlerweile
hätten sich jedoch rund 2000 Menschen an den verschiedenen
Austauschprogrammen beteiligt und so ihren Beitrag zur
Völkerverständigung geleistet, so Mieloch. Der Austausch finde auf allen
Ebenen statt. Schulen, Feuerwehr, Vereine und Privatleute - überall
hätten sich freundschaftliche Kontakte entwickelt. Mieloch hoffte, "dass
sich die Partnerschaft so weiterentwickelt" und versprach alle
erdenkliche Unterstützung seitens der Kommune.
Sein Lohrer Amtskollege Siegfried Selinger begann seine Rede mit
persönlichen Erinnerungen. Als Kind habe er regelmäßig Kontakte zu
Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien gehabt. Schon damals sei in ihm
der "Wunsch nach Frieden und Verständigung" zwischen den Völkern
erwachsen. Die Lohrer Städtepartnerschaften mit Quistreham in Frankreich
und Milicz in Polen seien für ihn "die Erfüllung dieses Lebenstraumes".
Die Partnerschaft zwischen Milicz und Polen haben nicht nur eine
menschliche, sondern auch eine politische Dimension, stehe sie doch für
die Einigung Europas. Diese Einigung sei der "größte politische Erfolg
der Neuzeit, wenn nicht sogar der Weltgeschichte". In diesem Sinne
wünschte sich Selinger vor allem einen dauerhaften Fortbestand der
Partnerschaft.
Czeslaw Sadrakula, der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Milicz,
bezeichnete vor allem den Kontakt zwischen jungen Polen und Deutschen
als wesentlichen und wichtigen Bestandteil der Städtepartnerschaft. In
den vergangenen fünf Jahren hätten sich insgesamt rund 600 deutsche und
polnische Schüler an Austauschen beteiligt, 50 Polen hätten
Berufspraktika in Lohr absolviert.
Winfried Bils, der Vorsitzende des Lohrer Partnerschaftsvereins, gab zu,
dass er vor Besiegelung der Partnerschaft eher skeptisch gewesen sei,
"skeptisch gegenüber unseren Politikern". Die Befürchtung war, dass auf
dem Papier eine Partnerschaft geschaffen und dann nicht mit Leben
erfüllt wird. Doch "die beiden Bürgermeister haben ihre Aufgabe sehr gut
gemacht", lobte Bils Mieloch und Selinger, aber auch die jeweiligen
Stadträte und alle, die sich in irgendeiner Funktion für die
Partnerschaft eingesetzt haben. Ohne die von den beiden Kommunen jeweils
genehmigte finanzielle Unterstützung jedoch "wäre die Partnerschaft
heute nicht das, was sie ist", so der Vorsitzende des Lohrer
Partnerschaftsvereins. Für Bils selber war der Besuch am vergangenen
Wochenende in Milicz der mittlerweile fünfzigste in den vergangenen fünf
Jahren. Wie eng die Verbindung zu Milicz ist, machte er mit folgenden
Worten deutlich: "Wenn wir hierher fahren, fahren wir nicht nach Milicz,
sondern wir fahren nach Hause."
Stadtförster Bernhard Rückert, der vor mittlerweile elf Jahren den
ersten Kontakt zum Forstamt Milicz geknüpft hatte, erinnerte sich
während des Festakts an seinen ersten Besuch in der polnischen Stadt.
Schon damals sei er sich angesichts der Gastfreundschaft der polnischen
Forstleute sicher gewesen, "dass wir immer wieder kommen werden".
Rückert erhoffte sich für die Städtepartnerschaft eine "langfristige,
vielleicht immerwährende Entwicklung".
Cesary Sierpinski, als Leiter des Forstamtes in Milicz einer der Väter
der Partnertschaft, freute sich, dass die freundschaftliche Verbindung
zwischen Milicz und Lohr dazu beitrage, die "schwierige Vergangenheit
von Deutschland und Polen hinter uns zu lassen und in die Zukunft zu
blicken". Und noch einen positiven Nebeneffekt habe die Partnerschaft,
scherzte Sierpinski: Die Lohrer hätten
mittlerweile feststellen können, "dass nicht alle Polen Autos klauen."
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Miliczer
Mädchenchor, der unter anderem die beiden Nationalhymnen sang. Bereits
am Freitag hatte es auf dem Miliczer Marktplatz einen "Deutschen Tag"
gegeben, bei dem das von der Lohrer Delegation mitgebrachte Freibier
ausgeschenkt und Bratwürste verteilt wurden. Weil die 200 Liter Bier und
800 Bratwürste recht schnell vergriffen waren, musste vor Ort noch ein
Nachschlag organisiert werden. Für die passenden Klänge sorgte bei dem
Fest die Lohrer Stadtkapelle, die in der insgesamt rund 120-köpfigen
Lohrer Delegation mitgereist war.
Während zu dem Fest auf dem Marktplatz
hunderte Miliczer gekommen waren, machten sich die Einheimischen am
Abend beim Auftritt der Stadtkapelle in der Miliczer Gnadenkirche etwas
rar. Das Konzert, bei dem die Stadtkapelle unter Leitung von Wolfgang
Riedmann mit Stücken zwischen Klassik und Moderne begeisterte, hätte
mehr als die 140 erschienenen Zuhörer verdient gehabt. Womöglich hatte
der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Polen so manchen der tiefgläubigen
Katholiken an den Fernseher gebannt.
Zum Abschluss des Festaktes wurden
etliche Gastgeschenke ausgetauscht. Selinger überreichte seinem
polnischen Amtskollegen einen Spiegel mit einer eingearbeitete
Silhouette Lohrs. Mieloch revanchierte sich mit einem Gemälde des Miliczer Stadtwappens. Winfried Bils überreichte dem Vorsitzenden des Miliczer Partnerschaftsvereins ein Ortsschild, auf dem die Entfernung
nach Lohr zu lesen war: 720 Kilometer. Für alle Gäste des Festaktes gab
es eine Medaille mit den beiden Stadtwappen. Ihren Ausklang fanden die
Feierlichkeiten zum fünfjahrigen Bestehen der Städtepartnerschaft am
Samstagabend nach dem offiziellen Festakt auf dem Miliczer Stadtfest,
das die Bürgermeister Mieloch und Selinger gemeinsam eröffneten.
Am
Sonntagmorgen machte sich die deutsche Delegation dann wieder auf den
Heimweg. Man kann wohl davon ausgehen, dass es längst nicht der letzte
Besuch war.
Johannes Ungemach
MAIN-POST
Redaktion Lohr
Pleiten, Pech und Pannen auf dem Weg
nach Milicz
Bus verursachte Auffahrunfall im
polnischen Görlitz
MILICZ/LOHR Einen recht unglücklichen
Verlauf nahm am Donnerstag die Fahrt einer knapp 100-köpfigen Delegation
aus Lohr in die polnische Partnerstadt Milicz. Höhepunkt der Pannenserie
war ein Auffahrunfall, der von einem der beiden Busse im polnischen Teil
der Grenzstadt Görlitz verursacht wurde.
Glück im Unglück: Menschen kamen nicht
zu Schaden. Allerdings traf die deutsche Delegation erst nach über
14-stündiger Fahrt und somit mit zwei Stunden Verspätung in Milicz ein.
Die Anreise hatte gleich am Morgen um kurz nach fünf Uhr an der Lohrer
Mainlände mit einer Verspätung begonnen. Grund: Einer der beiden
Busfahrer hatte den zweiten Feuerlöscher vergessen, der für Reisebusse
in Polen vorgeschrieben ist.
Die nächste Panne folgte beim
Grenzübertritt. Die Zollbeamten in Görlitz entdeckten, dass der
Reisepass einer älteren Dame bereits vor neun Jahren abgelaufen war.
Nach rund einer halben Stunde war die Dame um knapp 40 Euro ärmer, dafür
aber um einen vorübergehenden Reisepass reicher.
Die Fahrt konnte also
fortgesetzt werden. Allerdings nur, um nach kaum fünf Minuten wieder
abrupt unterbrochen zu werden. Auf der Suche nach dem rechten Weg
übersah einer der Busfahrer an einer Kreuzung ein vor ihm haltendes
Fahrzeug und fuhr auf dieses auf. Glücklicherweise blieb es bei einem
noch dazu kleinen Blechschaden. Allerdings handelte es sich bei dem
polnischen Fahrzeuglenker um einen Polizisten, der prompt seine im
Dienst befindlichen Kollegen herbeirief. Bis die Sache geklärt war, ging
eine weitere halbe Stunde ins Land.
Eine zusätzliche Verzögerung ergab
sich durch das Bemühen um eine der Vignetten, die in Polen für
Reisebusse vorgeschrieben sind. Vier Tankstellen musste einer der Busse
anfahren, bis endlich eine Vignette gefunden war. "Wir wollen eben nicht
eher als der Bürgermeister in Milicz ankommen, das wäre ja auch
unhöflich", behielt Heribert Rauch, der mit der Reiseleitung beauftragte
städtische Beamte, trotz der Pannen seinen Humor. Und in der Tat: Der
wegen eines Termins erst fünf Stunden nach den Bussen gestartete
Siegfried Selinger holte mit seinem Dienstwagen und Günter Englert vom
städtischen Bauamt am Steuer die beiden Busse noch ein und erreichte
fast zeitgleich mit ihnen Milicz.
Johannes Ungemach
MAIN-POST
Redaktion Lohr
Forstleute blicken auf die Wurzeln
zurück
Partnerschaft zwischen Lohr und Milicz
MILICZ/LOHR (JUN) Bereits zwei Tage vor
dem offiziellen Festakt zum fünfjährigen Bestehen der
Städtepartnerschaft zwischen Lohr und Milicz (Polen) blickten Forstleute
aus beiden Städten am Donnerstagabend in einer kleinen Feierstunde auf
die Wurzeln der Verbindung zurück. Bernhard Rückert, Leiter der Lohrer
städtischen Forstverwaltung, war es, der vor elf Jahren erstmals Kontakt
mit seinen Berufskollegen vom Forstamt in Milicz hatte. Ein Jahr später,
also vor zehn Jahren, reiste die erste Delegation bestehend aus
Forstleuten aus dem Raum Lohr nach Polen. Es folgten jährliche Besuche
und Gegenbesuche. Im Jahr 2001 schließlich entstand aus der Freundschaft
der Förster die Freundschaft der beiden Städte.
Bei der kleinen Feier,
zu der sich Lohrer und Miliczer Förster sowie Bürgermeister Siegfried
Selinger am Donnerstagabend an einem Jagdhaus in den Miliczer Wäldern
getroffen hatten, sprach Rückert daher im Rückblick auch von einem
"schicksalhaften Tag", der vor elf Jahren den Grundstein für die heutige
Partnerschaft gelegt habe. Die sofort vorhandene Gastfreundschaft der
Polen und die gegenseitige Sympathie seien die Basis für die heutige
Städtepartnerschaft gewesen. Seither habe sich eine große Freundschaft
entwickelt, die sich nicht nur in den zahlreichen Exkursionen
niedergeschlagen habe, bei denen die Förster gemeinsam die Alpen und den
Bayerischen Wald, aber auch die Karpaten, die hohe Tatra oder auch die
Masuren besichtigt hätten. Durch die Kontakte hätten beide Seiten
"menschlich und fachlich viel gelernt", so Rückert.
Sein Dank galt den
beiden Leitern des Forstamtes Milicz, Cezary Sierpinski und Krysztof
Przybylski, die "mit ihrem großen Herz die jetzige Entwicklung überhaupt
erst ermöglicht" hätten. Der Lohn sei die nunmehr seit fünf Jahren
bestehende Städtepartnerschaft, die "gesellschaftlich auf allen Ebenen"
funktioniere. "Darauf können wir Förster alle stolz sein", so Rückert in
seiner Ansprache bei der zünftige Feier am Lagerfeuer. Als Dank
überreichte er den Verantwortlichen des Milczer Forstamtes eine
Holztafel mit dem bayerischen und dem fränkischen Wappen. Im Gegenzug
gab es von Sierpinski und Przybylski eine Luftaufnahme des gesamten
Zuständigkeitsbereiches des Forstamtes.
Am Tag nach der Feier der
Forstleute begann am Freitag das offizielle Programm für die Lohrer
Besuchergruppe mit einer Besichtigung der riesigen Karpfenteiche rund um
Milicz. Am Freitagabend stand ein Konzert der mitgereisten Lohrer
Stadtkapelle in der Gnadenkirche in Milicz auf dem Programm. Am heutigen
Samstag ist der offizielle Festakt zum fünfjährigen Bestehen der
Städtepartnerschaft. Bereits am Sonntagmorgen wird die Lohrer Delegation
dann die Heimreise antreten.
Johannes Ungemach
MAIN-POST
Redaktion Lohr
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