Beindruckendes Bayreuth

Partnerschaftsverein Lohr besuchte die Wagnerstadt

Eine Kulturfahrt der besonderen Art hat der Partnerschaftsverein Lohr am vergangenen Samstag mit dem Bus nach Bayreuth unternommen. Dort erwartete die Lohrer Teilnehmer, unter ihnen auch die 2. Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis, ein vollgepacktes Programm, das am „Grünen Hügel“ begann und in der historischen Altstadt endete.

Mancher mag sich unter dem Festspielhaus ein feudaleres Gebäude vorgestellt haben. Von außen betrachtet wirkt der Backsteinbau jedoch eher wie ein Industriebau aus dem 19. Jahrhundert. Das war durchaus im Sinne von Richard Wagner, der jeglichen dekorativen Schmuck ablehnte, was dem Bau die Bezeichnung „Scheune“ einbrachte.

Holz ist das hauptsächliche Material, das dem Besucher bereits beim Eintritt ins Foyer auffällt. Das setzt sich fort im Auditorium mit seinen gleichmäßig ansteigenden Sitzreihen nach Vorbild antiker Amphitheater. Mit seinen 880 Plätzen besteht es komplett aus Holz. »Erfahrene Bayreuth-Gänger haben deshalb immer ein Sitzkissen dabei, damit die Sitzbeschwerden nicht den Genuß an den Darstellungen übersteigt.« informierten die Mitarbeiter der technischen Leitung des Festspielhauses, die sich für die Führung zur Verfügung gestellt haben. Insgesamt bietet das Festspielhaus 1974 Plätze und wehe es werden, wie einmal vorgekommen, 40 Plätze nicht verkauft, dann wird es hektisch, so die Führer der Gruppe.

Geduld ist bei allen Zuschauern gefragt, denn die Vorstellungen beginnen um 16.00 Uhr und enden in der Regel gegen 23.00 Uhr, allerdings mit mehrstündigen Unterbrechungen zum Umbau der Bühne.

Die 27 m breite und 22 m tiefe Hauptbühne beeindruckt. Dazu gehört noch die mit 13 m tiefe Hinterbühne, die für die Loherer Besucher nicht zu sehen war. Das Bühnenportal wirkt mit 11,80 m Höhe und 13 m Breite eher klein.

Der 12 m tiefe Orchestergraben bietet 110 Musikern Platz und ist vom Zuschauerraum aus nicht einsehbar. Die Musik strömt vom Orchester nicht direkt ins Publikum, sondern wird auf die Bühne projiziert, vermischt sich dort mit den Stimmen der Sänger und wird dann als Gesamtklang ins Publikum geworfen. Dies soll die Bedingung für den berühmten Bayreuther "Mischklang" sein.

Ein besonderes Entgegenkommen der Theaterleitung war die Besichtigung der Antriebs- und Steuerungssysteme auf dem Schnürboden in 26 m Höhe. Eindrucksvoll war, welche großen Gewichte gehoben und abgesenkt werden müssen in zum Teil hohen Geschwindigkeiten. Die dabei auftretenden Kräfte sind so groß, dass die ursprünglichen Holzfachwerke in den 1960er Jahren durch Stahl- und Betontragwerke ersetzt werden mußten.

Die zweistündige Führung durch das Festspielhaus ist nicht alltäglich. Die guten Kontakte von Volker Kirsch, dem Verkaufsleiter Bühnentechnik der Bosch Rexroth AG, haben es ermöglicht, dass die Gruppe des Partnerschaftsvereins Lohr in den Genuss einer solch detaillierten Besichtigung kam.

Nach dem Mittagessen in einem nostalgisch eingerichteten Wirtshaus im Bayreuther Zentrum waren die Lohrer wieder bereit, Neues zu erfahren. Ein Stadtrundgang führte durch die historische Altstadt zur katholischen Schlosskirche „Unsere Liebe Frau“ mit dem prunkvollen Altar.

Ein Wahrzeichen Bayreuths ist der achteckigen Stadtturm mit einem schönen Rundblick bis zum Fichtelgebirge. Das Besondere an diesem 1656 erbauten Turm ist eine fast stufenlose Rampe um die Wendeltreppe, die sich im Turmkern nach oben windet.

Vorbei ging es am Hochzeitshaus zur Stadtkirche Heilig Dreifaltigkeit. Mit dem Bau der gotischen Stadtkirche, wie sie heute existiert, wurde 1375 begonnen. Mit ihren beiden schiefergedeckten Türmen, die durch eine steinerne Turmbrücke verbunden sind, gehört die Kirche zu den Wahrzeichen der Stadt.

Das Markgräfliche Schloss wurde 1753 als neue Stadtresidenz des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth erbaut. Dahinter liegt der Hofgarten, in dem Richard und Cosima Wagner bestattet sind. Auch das ehemalige, 1874 fertiggestellte Wohnhaus Wagners, das Haus Wahnfried, ist dort zu finden.

Die Stadtführung endete bei Dunkelheit. Der eine oder andere Lohrer wird vermutlich nochmals im Sommer nach Bayreuth zurückkehren, um die schöne Stadt bei wärmeren Temperaturen zu genießen.


Festspielhaus Bayreuth

Die Lohrer Gruppe

Auditorium des Festpielhauses

Im Orchestergraben vor dem Dirigentenpult

Galerie der Dirigenten

Blick von der Bühne in den Orchestergraben

Blick vom Schnürboden auf die Bühne

Volker Kirsch erklärt die Technik auf dem Schnürboden

Aufmerksame Zuhörer

Einer der vielen Steuerungsplätze

Ein Teil der technischen Ausrüstung

Erkärung komplizierter Zusammenhänge

Blick auf den Stadtturm

Blick auf die Türme der Stadtkirche

Vor dem Markgräflichen Schloss

Grabstätte von Richard und Cosima Wagner

Noch immer voll konzentriert 

Haus Wahnfried