Lohr. Auf ein arbeitsreiches Jahr blickte der Lohrer Partnerschaftsverein bei seiner Hauptversammlung am Freitag in der »Küferstube« zurück. Im kommenden Jahr stehen wieder zahlreiche Begegnungen mit Bürgern von Milicz und Ouistreham auf dem Programm und auch die Burgeiser scheinen wieder verstärktes Interesse an Kontakten zu haben.

»Warum sind wir eigentlich hier?«, fragte Vorsitzender Franz Wolf die rund 40 erschienenen Mitglieder und gab gleich die Antwort: »Was wir machen, ist für die Beziehungen zwischen den Völkern unersetzlich.« Die Politik könne noch so viel tun: Freundschaften zwischen den Menschen seien wichtiger als Bündnisse zwischen Staaten.

Mit Milicz laufen nach Wolfs Worten mittlerweile viele private Kontakte, die nicht mehr groß organisiert werden müssen. Er erinnerte an die zahlreichen Besuche und Gegenbesuche von Feuerwehrleuten und Förstern, Hauptschülern, Lehrern, Jugendlichen und Krankenhausmitarbeitern im zu Ende gehenden Jahr. Inzwischen habe sich die evangelische Kirche bei ihm gemeldet, die Kontakte ins überwiegend katholische Polen aufnehmen wolle.

Mit der Wahl von Ryszard Mieloch Anfang des Monats zum Miliczer Bürgermeister gebe es wieder »eine Kontaktperson auf Bürgermeisterebene«, sagte Wolf. Der Verein habe Mieloch zu seinem Wahlsieg gratuliert. Der Miliczer Bürgermeister kommt nach Wolfs Angaben vom 7. bis 9. Dezember mit einer kleinen Delegation nach Lohr, um das Partnerschaftsprogramm für 2008 zu besprechen. Die polnische Seite habe bereits einen Entwurf mit 15 Programmpunkten übermittelt.

Über die Kontakte nach Ouistreham berichtete 2. Vorsitzender Günter Clausnitzer. Die Partnerschaft mit den Franzosen laufe »in Teilbereichen gut« (er nannte die Fotoclubs und Jugendzentren beider Städte), »aber insgesamt nicht ganz rund«. Er wünschte sich vor allem einen regelmäßig tagenden Partnerschaftsverein wie in Lohr als Ansprechpartner.

Treffen der Sprach-Stammtische

Auf dem Programm für 2008 stehen laut Clausnitzer zwei Partnerschaftsbesprechungen im Februar (in Ouistreham) und im September (in Lohr). Anfang Januar wolle der Arbeitskreis Ouistreham zum Neujahrsempfang in die Partnerstadt fahren. Erstmals treffen wollten sich Anfang Mai der Lohrer »frankophone Stammtisch« und der deutsche Stammtisch in Ouistreham.

Im August sei wieder ein Seminar »Spessart und Wald« geplant. Bislang nur in der Planungsphase sei ein Austausch zwischen Sportvereinen beider Städte. Noch nicht weitergekommen sei man beim Austausch der Feuerwehren und der Schulen.

3. Vorsitzender Albert Vogel sprach die 35-Jahr-Feier der Patenschaft mit Burgeis an. »Die Burgeiser haben sich ins Zeug gelegt«, meinte der frühere Kulturamtsleiter Meinrad Amrhein. Die Südtiroler hätten sich »aufrichtig gefreut, uns zu sehen«. Er habe Interesse gespürt, die Kontakte nach Lohr aufrecht zu erhalten, auch auf der Fremdenverkehrsebene.

Für die Jugendorganisation »Eurokids« kündigte Vorsitzender Christian Schmitt eine Fahrt nach Burgeis Anfang kommenden Jahres an. Im März und August wollten die »Eurokids« nach Milicz fahren und erwarteten von den Polen einen bis zwei Gegenbesuche. Im Jahr 2009 sei wieder ein Jugendzeltlager in Sackenbach geplant, an dem sich neben den Polen auch junge Leute aus Burgeis und Ouistreham beteiligen sollten.

»Partnerschaft lebt von der Begegnung«, betonte 3. Bürgermeister Seppl Blenk. Dass man heute im Gegensatz zu früher frei durch Europa fahren könne, »hat etwas damit zu tun, dass es Vereine wie euch gibt«. Der Partnerschaftsverein leiste »unersetzliche Arbeit«, die die Stadt nicht erbringen könne: »Das Geld ist es nicht, es sind die Menschen.« tjm

Thomas Josef Möhler, M.A.