Partnerschaftsverein braucht neue Vorsitzende

Hüftlein und Bils kandidierten zum letzten Mal / Kritik an Fehlen der Stadträte

Lohr. Obwohl wegen der Jubiläumsjahre 2006 und 2007 das Programm gestrafft wurde, konnte der Partnerschaftsverein Lohr bei seiner Mitgliederversammlung am Freitagabend in Sackenbach auf zahlreiche Aktivitäten zurückblicken. Bei den Vorstandswahlen gab es kaum Veränderungen.

2006 besteht die Partnerschaft mit Milicz fünf Jahre und 2007 die Partnerschaft mit Ouistreham 15 Jahre, erläuterte 1. Vorsitzender Hans-Joachim Hüftlein. Deshalb habe der Verein zwei Jahre lang gespart, um die Jubiläen gebührend feiern zu können. Dennoch sei relativ viel gelaufen, auch deshalb, weil sich immer mehr Kontakte zu den Partnerstädten zu Selbstläufern entwickelten.

In seinem Bericht als Frankreich-Beauftragter des Vereins verwies Hüftlein darauf, dass es mittlerweile zwei Französisch-Stammtische in Lohr gibt: den frankophonen Stammtisch im Weinhaus »Mehling« am ersten Mittwoch im Monat und den französischen Lernstammtisch im Sportheim des TSV Lohr am dritten Donnerstag in jedem Monat, beide jeweils um 20 Uhr.

Umfangreich ist im kommenden Jahr das Programm mit der französischen Partnerstadt Ouistreham. Für den 60. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai schlugen die französischen Partner ein Austauschprojekt mit einer Lohrer Schule vor, das sich laut Hüftlein gerade in Vorbereitung befindet. Im selben Monat feiert die Stadt in Departement Calvados, dass ihr Leuchtturm seit 100 Jahren steht. Zur Feier seien Lohrer Gäste willkommen. Nach Hüftleins Worten planen die Franzosen im August oder September ein Seminar »Meer«, dessen Kernpunkt eine Wattwanderung durch die Bucht des Mont St. Michel sein soll.

Sehr gut kamen zwei Konzerte der Stadtkapelle beim Stadtfest in Milicz Ende Mai an, berichtete 2. Vorsitzender und Polen-Beauftragter Winfried Bils. Das sei eine gute Werbung für die Stadt Lohr gewesen. Womöglich seien Lohrer Musiker auch im kommenden Jahr beim Stadtfest der polnischen Partner vertreten, denn die Jagdhornbläser plante eine Fahrt.

In Vorbereitung befindet sich nach Bils Worten ein weiterer »Export« nach Polen: Den Gästen aus Milicz habe es bei der Spessart-Festwoche so gut gefallen, dass die polnische Stadtverwaltung sich zurzeit in Gesprächen mit Festwirt Franz Widmann befinde, ob er so etwas nicht auch einmal in Polen aufziehen können. Deswegen würden Widmann und Bürgermeister Siegfried Selinger nach Milicz fahren.

Lohr ist laut Bils nach wie vor die einzige unterfränkische Kommune mit einer polnischen Partnerstadt. Er habe bei einem Seminar des Bezirks Unterfranken, der eine Regionalpartnerschaft mit Polen plane, darüber ein Referat gehalten. Den einzigen Wermutstropfen bei der Partnerschaft mit Milicz sah der 2. Vorsitzende in Kontaktanfragen polnischer Vereine, vor allem aus dem Sportbereich, die in Lohr bislang noch kein großes Echo gefunden hätten. Polnisch lernen könnten Lohrer beim Stammtisch an jedem zweiten Dienstag im Monat im Sackenbacher Feuerwehrhaus.

Kritisch äußerte sich Bils über die mangelhafte Anwesenheit der Stadträte, von denen einer jeder Fraktion in den Partnerschaftsvereinsvorstand kooptiert ist, bei Vorstandssitzungen und der Mitgliederversammlung. Auch der von Bürgermeister Selinger versprochene Bericht des Partnerschaftsvereins im Stadtrat über seine Aktivitäten habe bislang noch nicht abgegeben werden können. Diesen Bericht hatte Selinger zugesagt, nachdem es vor rund zwei Jahren zu Vorwürfen gegenüber dem Partnerschaftsverein gekommen war. Deshalb sollte der Verein dem Stadtrat berichten, was er macht und wofür er das von der Stadt zur Verfügung gestellte Geld ausgibt.

Die bislang ausgebliebene Berichtsmöglichkeit im Stadtrat liege bestimmt nicht daran, dass die Stadt nicht wolle, versicherte Heribert Rauch, stellvertretender Hauptamtsleiter und Partnerschaftsbeauftragter der Stadtverwaltung. Bei den Haushaltsberatungen des Finanzausschusses sei das Geld für den Partnerschaftsverein überhaupt kein Problem gewesen.
Den Bericht werde der Verein voraussichtlich im 1. Quartal 2005 abgeben können.

3. Vorsitzender und Burgeis-Beauftragter Albert Vogel berichtete über einen Besuch in der Südtiroler Gemeinde, mit der seit über 30 Jahren eine Patenschaft der Stadt Lohr besteht. Die Fremdenverkehrsindustrie im ehemals armen Ort boome regelrecht. Inzwischen hätten auch die Italiener Südtirol als Urlaubsziel entdeckt. Obwohl die Kontakte nach Burgeis in den letzten Jahren zurückgingen, dürfe man sie nicht ganz abreißen lassen, meinte Vogel.

Die Lohrer »Euro-Kids«, die Nachwuchsmannschaft des Partnerschaftsvereins, habe Praktikanten aus Milicz betreut und am Seminar »Spessart und Wald« im August in Lohr mitgewirkt, erläuterte der neue Vorsitzende Fabian Bahner. An Silvester werden die »Euro-Kids« mit sechs bis acht Mann nach Milicz fahren, kündigte er an. Außerdem sei im kommenden Jahr eine Feier mit Gästen aus Polen und Frankreich geplant.

Bei der Neuwahl des Vorstandes bestätigten die anwesenden 31 von 128 Mitgliedern des Partnerschaftsvereins das alte Gremium weitgehend. Das Vorsitzendentrio Hans-Joachim Hüftlein, Winfried Bils und Albert Vogel wurde ebenso wiedergewählt wie Schriftführerin Ursula Siegler, Schatzmeister Jürgen Kracht und Pressewart Thomas Josef Möhler. Einige Veränderungen gab es bei der Beisitzerriege. Sie besteht jetzt aus Günter Clausnitzer, Elfriede Geiger, Elfriede Jakob-Komianos, Ursula Dirschlag, Wolfgang Geist, Irmgard Langer, Volker Kirsch und Leokadia Franz (Rechtenbach). Zu Kassenprüfern wurden Petra Burrow und Winfried Franz bestimmt.

Hüftlein nannte es als eine seiner Hauptaufgaben in den kommenden zwei Jahren, neue Vorsitzende zu finden, denn sowohl er als auch Bils seien jetzt seit 15 Jahren in der Partnerschaftsarbeit aktiv. »Uns gehen die Ideen aus«, sagte der Vorsitzende. Neue Ideen bräuchten aber neue Leute.
tjm